Heute mehr denn je verstehe ich, dass echte Ausstrahlung und Anziehungskraft nichts mit äußerlicher Schönheit zu tun hat. Ein attraktiver Körper ist himmlisch anzusehen, herrlich zu berühren und vollkommen irrelevant um sich zu verlieben. Ein Lächeln kann bereits genug Energie erzeugen, um dich zu verzaubern. Ein kleines sexy Lächeln, das dein Inneres zum Vibrieren bringt. Hier beginnt man zu fliegen und zu lieben.

Körperliches Verlangen kann unabhängig von Liebe existieren. Beides in Harmonie ist das Ultimative. Es ist Wahnsinn welche Intensität mit nackter Haut zu erreichen ist. Doch Intimität ohne körperliche Berührung, das ist nicht mehr zu beschreiben. Ein Level tiefster Verbundenheit. Mit einfacher Verliebtheit ist das nicht zu erschaffen. Es ist wie eine eigene Frequenz, die nur von zwei Herzen empfangen werden kann. Ein einziger Blick und du siehst das, was Sehnerven niemals erfassen könnten. Magisch.

Die Basis ist entscheidend. Die gemeinsamen Grundsäulen in einer Partnerschaft sind viel gewichtiger als eine Liste mit Gemeinsamkeiten. Zu zweit begeistert man sich viel leichter und schöner, keine Frage. Man braucht aber nicht immer dasselbe Feuer um gemeinsam zu brennen. Vertrauen, Respekt, Kommunikation, Aufrichtigkeit, Nähe, Leidenschaft – Werte auf denen man aufbauen kann. Jede Verbindung funktioniert anders. Details, wie der Ort zum Leben, Aufgaben im Haushalt, Urlaubsplanung, Abendessen, Wochenendgestaltung finden sich. Das gestaltet man gemeinsam. An diesem Punkt ist Aufgeschlossenheit und die Fähigkeit sich begeistern zu lassen der Schlüssel. Äußere Einflüsse können alles auf den Kopf stellen  und Veränderung mit sich bringen. Dem kann man sich nicht entziehen. Wie geht man als Paar damit um? Das ist die bedeutende Frage. Man muss bereit sein sich Raum zum Entwickeln zu geben und Luft lassen um zu wachsen – miteinander, nie füreinander. Durchhaltevermögen aufbringen, um wieder zusammen zu wachsen, wieder in dieselbe Richtung. Oder wenigstens herausfinden wieso man nicht mehr auf demselben Weg wandert.

Manchmal stellt man erst nach Jahren fest, dass man andere Säulen braucht, als der Mensch an seiner Seite. Manchmal entdeckt man erst das, was einem fehlt, wenn man es woanders sieht. Manchmal findet man Klarheit erst nachdem man sie verloren hat. Weil man sich verändert hat, älter geworden ist, sich selbst besser kennen gelernt hat. Weil sich die Werte und Vorstellungen verändert haben. Wer weiß denn schon mit 18 was er wirklich will, wohin und wieso. Mit 28 oder 38 weiß man es vielleicht immer noch nicht oder entdeckt es gerade erst. Du hast das Leben erst verstanden, wenn du damit durch bist. Das ist der härteste Prozess überhaupt und der schwerste Kampf für eine Beziehung. Sind die Grundmauern nicht stabil, bringt ein Windstoß leicht alles zum Einsturz. Da hilft auch der reine Glaube an die Stabilität der Mauern nicht. Liebe allein reicht manchmal nicht aus. Auch Gefühle können sich wandeln, mit dem, der sie in sich trägt. Sie schrumpfen und wachsen, ohne Struktur, ohne Rücksicht.

Mit einem Gefühl allein hat die Liebe selten das Maß an Beständigkeit, dass die Komplexität einer Beziehung zum Überleben braucht. Ausreichend Köpfchen ist dafür unerlässlich. Letztendlich ist die Entscheidung für die Liebe jedoch eine Herzensangelegenheit. Die Schreie eines Herzens sind gewaltig. Dem nicht nachzugehen und der Vernunft das Feld zu überlassen, erscheint mir nicht nur irre unlogisch, sondern schlicht absurd.

Liebe ist so individuell, wie die Menschen die sie einander schenken. Was sie wirklich braucht ist Raum gelebt zu werden und Mut angenommen zu werden. Über die Liebe gibt es so viele Geschichten, so viel Erlebtes, so viel zu schreiben, noch mehr zu lernen. Sie kennt keine Regeln, hat keinen Plan, sie sprengt alle Grenzen. Sie stürzt dich in Abgründe, so tief und finster, dass sie unüberwindbar scheinen. Sie treibt dich in Höhen, die dich high und unbesiegbar werden lassen. Wunderschön, wie demütigend. Manchmal weißt du nicht wohin mit ihr, wo sie herkommt, wo sie hin will oder wo sie zu finden ist. Das große L-Wort hat eine Menge Fragen im Gepäck, selten ausreichend Antworten. Sehr dramatisch musste ich lernen, dass sie sich nicht kontrollieren lässt, wie sehr man sich auch bemüht. Ein wildes, unzähmbares Individuum, das sich nach Hingabe sehnt. Sich in ihr zu verlieren ist okay. Sich selbst dabei nicht zu verlieren ist die Kunst. Und vermutlich die größte Herausforderung.

Unwahrscheinlich viel Liebe trage ich in mir. Mehr als ich manchmal tragen kann, mehr als ich für möglich gehalten habe. Ein essentieller Bestandteil meiner Reise – Liebe. Wie ein roter Faden zieht sie sich durch meinen Lebenslauf. Tatsächlich glaubte ich sie verstanden zu haben, tue ich aber nicht. Und das Beste daran: ich will es auch gar nicht. Nicht mehr. Liebe ist kein Rätsel, das ich lösen muss. Das Bedürfnis danach hat mich zumindest verlassen. Ich möchte sie spüren und leben. Nicht hinterfragen, nicht verstecken oder verdrängen. Zulassen, umarmen, einatmen, einfach zelebrieren. Mehr braucht das glaube ich gar nicht. Mehr brauche ich nicht. Und, ist es nicht das was wir eigentlich alle wollen: einfach hart geliebt werden?


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