Neulich im Treppenhaus

Neulich kam mir unsere Nachbarin im Treppenhaus entgegen. Top gestylt, frisch duftend, mit einem Thermobecher voll Kaffee in der Hand. Wir begrüßten uns, plauderten ganz kurz. Sie musste ja los, zur Arbeit. Es war fast 9 Uhr. Ich ging zurück in die Wohnung und schaute auf meinen Pulli herab. Den dritten oder vierten Tag trug ich ihn schon. Ein bisschen Sabber hier, ein bisschen Kotze dort. Mein „Zu Hause Pulli“. Es lohnte sich nicht mehr, jeden Morgen was Frisches anzuziehen. Also ließ ich es irgendwann. Man, was sehnte ich mich nach einem hübschen Outfit, Lippenstift und einen Tag unter Gleichaltrigen. Ein Hauch Neid hinterließ diese flüchtige Begegnung in mir. Eine fürchterliche menschliche Unart, dieses ständige Begehren, nach dem was gerade nicht da ist. Warum fällt es mir so schwer zu genießen, was ich doch so gewollt habe? Weil es anders läuft als ich erwartet hatte? Weil ich übersättigt bin? Weil der Ausblick ungewiss ist? Das immer wiederkehrende „mehr, ich will mehr, ich will anders“. Was ist passiert mit der Zufriedenheit? Ist das die Konsequenz der Überreizung? ES NERVT! Ich will es nicht mehr. Kann man das wirklich trainieren? Wenn ja, wie lange dauert das? Hab doch keine Zeit.


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