„Warum schreibt sie darüber in ihrem Blog?“ – eine gute Frage, eine die ich mir auch gestellt habe. Euphoriac ist einem Wunsch entsprungen, keinem Plan. Ich wollte der Welt etwas schenken, einen Funken, ein klein wenig Inspiration. Die Stunde ihrer Geburt ist so intensiv von Chaos und Menschlichkeit geprägt, dass ich intuitiv und ziellos einfach drauf los schrieb. Das fühlte sich gut an, richtig und half mir zu verarbeiten. Heute sitze ich vor einem Text, den ich im März begonnen habe und wieder frage ich mich: Soll ich darüber schreiben? Ist es nicht schon zu lange her? Warum ist dieser Beitrag wichtig? Er ist mehr als wichtig, er ist essentiell, denn er beschreibt einen Wendenpunkt. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt davon zu erzählen, weil jetzt meine Richtung klar ist. Ich möchte teilen; meine „wake-up-moments“, meine Rückschläge und ihre Lehren, meine Geschichte und ihren Mut. Ich möchte geben, weil ich so viel bekomme. Deshalb schreibe ich hier darüber. Lest selbst.
Nach 8 Jahren permanenter Anwesenheit von Liebe und Zuneigung, ist das plötzliche Alleinsein ein Alptraum. Wendet sich dann noch dein bester Freund von dir ab, verlierst du den Boden unter den Füßen, vollständig. Es gibt keine Sicherheit mehr, keinen Halt, keine Wärme. So fühlte es sich für mich an, wochenlang. Ich glaubte meine Ration Nähe für immer verbraucht zu haben, fürchtete mich in der Leere zu verlieren. Für viele Tage konnte ich die Umarmungen nicht mehr spüren. Die Musik berührte mich nicht mehr. Das wars, dachte ich. All die Liebe die ich in mir trug, diese wahnsinnigen Hochs, die ich empfand, werde ich nicht mehr erfahren. Mein Inneres war nicht einfach zerbrochen, es lag in Schutt und Asche.
Mein Umfeld erkannte das und nahm sich meinem Schmerz an. Die Freundin einer Freundin lud mich zum Frühstück ein. Sie interessierte sich für meine Geschichte, hörte zu, gab mir Rat und Perspektive. Der Freund einer Freundin lud mich zum Schnaps ein, lauschte meiner Story und tanzte mit mir die Nacht durch. Er feierte mit mir den Frust weg und motivierte mich zum Durchhalten. Fremde Menschen sprachen mir ihren Respekt aus, bewunderten meinen Mut und schätzten meine Ehrlichkeit. Ein Kollege hörte meinen Hilferuf, hielt meinen zitternden Körper fest, bis er sich wieder beruhigte. Mein Onkel und seine Frau wischten mir die Tränen aus dem Gesicht, setzten sich neben mich und hielten mich fest. Im Grunde völlig Unbekannte unterstützen meine Wohnungssuche, boten mir Wein und Gehör an. Eine Kollegin vergoss Tränen mit mir, schenkte mir ihr Feuer, eine Tonne Zuversicht und kämpfte für mich.
Ein Samstagabend: Verheult und von Wein betäubt liege ich auf dem Sofa, die Musik bis zum Anschlag. Plötzlich klingelt mein Handy. Ein Video-Anruf von einem Freund, der gerade in Belgien ist. Er hält seine Kamera in die Menschenmenge, Richtung Festivalbühne und lässt mich für einen kurzen Augenblick eintauchen, in die Welt, die wir beide so lieben. Warum? Weil er wusste, dass ich die Energie, die dort durch die Halle strömt, spüren kann. Weil er eine gute Seele ist, ein wunderbarer Song lief und er an mich gedacht hat.
Als ich Zuflucht suchte, überließ mir eine alte Schulkameradin ihr Nest – zwei Monate lang. Eine neue Bekanntschaft schenkte mir Wochen seiner Zeit. Online-Freundschaften sorgten sich um mich, bauten mich auf.
An einem anderen Samstagabend, an einem anderen Ort, griff ein anderes Herz nach meinem, klebte ganz überraschend ein Pflaster drauf und wärmte es. Diese Begegnung wurde der Befreiungsschlag, auf den ich gewartet hatte. Er wurde der Impuls, der nötig war um loslassen zu wollen und es auch tatsächlich zu tun. Ich wollte mein Leben wieder zurück, wieder spüren und aufrichtig Freude empfinden. Also entschloss ich mich dazu. Ein weiteres Mal nahm ich all meine Energie zusammen und kehrte der Quelle meines Schmerzes endgültig den Rücken. Ich bekämpfte die Dunkelheit.
Dieser Schlacht folgten weitere. Meine Entscheidungen stürzten mich in tiefe Einsamkeit, mit der ich nicht umgehen konnte. Wochenlang kroch ich durch meine Abgründe, suchte einen Sinn, Hoffnung, neue Wege, mich selbst. Ich lauschte anderen Geschichten, flüsterte meine Wahrheiten in andere Ohren, bewegte mich vorsichtig vorwärts. Eine Hand hielt mich besonders fest. Ein Lachen strahlte besonders hell. Eine Seele berührte mich, erreichte meine dunkelste Stelle und ließ Licht hinein. Eine echte Verbindung wuchs heran und mit ihr der Wunsch nach Vertrauen. Der Wunsch, der Last der Vergangenheit, die Macht zu nehmen. Die Angst zu überwinden. So öffnete ich mich und wurde belohnt. Mein Sonnenschein wärmte mich mit Zuwendung. Aufrichtige Nähe entstand und ich fühlte mich nicht mehr allein.
Diese Menschen an meiner Seite, die Menschen, die mir begegneten teilten ihr Licht mit mir. All ihre vielen kleinen und großen Funken, die mir über Wochen und Monate zuteilwurden, küssten meine Wunden, heilten mein Leiden. Sie päppelten mich auf. Freunde, Familie, Fremde – sie alle erkannten mein Strahlen, sie alle verholfen ihm zu neuer Kraft. Kraft, die ich brauchte, um neu anfangen zu können. Kraft, für frischen Mut, um durch neue Türen zu gehen zu können.
Meine Lieben, ihr seid meine Säulen (geworden), habt mich getragen und aufrechterhalten. Noch immer seid ihr da, feiert mein Comeback und freut euch über mein Glück.
Ich danke euch von ganzem Herzen.
Jedem einzelnen von euch.
Auf ewig.
Euphoriac ist zurück – etwas donnerstagsmüde, aber back on track. Es gibt so viel zu erzählen, so viele Fotos, eine Menge Leben und noch mehr Liebe. Die Studentin in mir gibt gerade Vollgas (weil Zeitdruck), arbeitet aber weiter fleißig an coolen Storys und hübschen Ideen. Bleibt bei mir, es bleibt spannend.
„…it´s always darkest before the light
Whatever you want
Whatever you need
Whatever you do”
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